„Der Kopf / Die Lust am Adam“

Es braucht einen zweiten Blick, um den gewaltigen Koloss in der Außenanlage des Studentenwohnheimes in der Nieder-Ramstädter-Straße 179 als das zu identifizieren, was es ist: ein übergroßer Kopf, aus dem ein wachsames Auge herauslugt. Horst Antes, eigentlich gelernter Maler, hat die massige Plastik gestaltet, und ist dabei seinem Lieblingsmotiv treu geblieben: dem Kopf, Sitz der menschlichen Seele.

Ab 1962 und bis weit in die 80er Jahre hinein variiert der in Heppenheim geborene Künstler dieses Motiv, wieder und immer wieder. Fast so, als sei er davon besessen. Mal bestehen die von Antes geschaffenen Wesen ausschließlich aus einem Kopf, dann wieder schließen sich übergangslos Extremitäten an den Kopf an. „Kopffüßler“ hat Antes diese archaisch anmutenden, an primitive Volkskunst erinnernden Wesen getauft, und auch seine Skulptur in der Nieder-Ramstädter-
Straße mit ihrer überlappenden Nasen-Stirn-Partie fügt sich in die Reihe deformiert wirkender Köpfe ein. Erkennbar ist der Kopf ohnehin eher von weitem, wer nah steht, für den lösen sich die Konturen auf, der Kopf zerfällt in Einzelteile. Einzig das Auge bleibt im Fokus. Es scheint den Betrachter zu fixieren.

Man muss Horst Antes‘ beinahe surreal wirkendes Kunstwerk nicht schön finden. Es steht jedoch für eine bestimmte Schaffensperiode und markiert den Beginn einer neuen, figurativen Kunst in Deutschland.

 

Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com

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