Figurengruppe
Als Quartierszentrum, als Herzstück des Bürgerparkviertels wurde der vor der ehemaligen Seuchenhalle liegende Platz von den Architekten angelegt – mit einem künstlichen See und Bänken, die zum Verweilen einladen. Dass Anne Harings „Figurengruppe“ inmitten dieser Idylle mehr wie ein Fremdkörper, denn wie ein zentraler Blickfang wirkt, liegt an der Gestaltung des Figuren-Trios: Die drei Figuren, augenscheinlich eine Familie, drehen einander den Rücken zu, sind so voneinander abgewandt, dass keine Interaktion stattfinden kann. Mit abwesendem, fast traurigem Blick schauen die von der damals in Darmstadt lebenden und arbeitenden Künstlerin geschaffenen Figuren in verschiedene Richtungen des Platzes, verbunden allein durch den Rahmen, der sie jedoch von der Außenwelt abgrenzt, sie einschließt in ihrer Welt, in der sie so fast ein wenig wie Gefangene wirken.
Auffällig ist auch, dass Haring – hier bedient sich die Künstlerin noch der figürlichen Darstellung, die sich in ihren späteren Werken zugunsten einer Abstraktion auflöst – die Proportionen der Figuren vernachlässigt: Die Figuren sind langgezogen, auf ihren fast zerbrechlich wirkenden Körpern sitzen winzige Köpfe, dafür sind die Extremitäten überproportional groß. Auch wirken alle Drei nur grob modelliert, Dellen und nicht verschliffene Ansatznähte erwecken den Anschein des Vorläufigen, noch nicht Vollendeten.
Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com; © Benjamin Schenk, www.fotografie-schenk.de
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