„Fischer“

Es hat etwas Kontemplatives, wie Christoph Kappessers Fischer, in seinem winzigen Bötchen balancierend, in die Landschaft schaut, die Angel beziehungsweise das Netz ruhevoll ins Wasser gesenkt, den Blick auf einen Punkt in weiter Ferne gerichtet.

Während der Darmstädter Künstler Kopf und Oberkörper noch sorgfältig ausmodelliert hat, sind die sockelartigen Beine des Mannes nur noch angedeutet, Figürlichkeit wird hier – wie auch bei seinem Schiff – nur noch grob angedeutet. Eine wohl beabsichtigte Reduktion, denn Kappesser legt viel weniger Wert auf die genaue Abbildung anatomischer Feinheiten als auf das Zusammenspiel von kantigen Formen und schwungvollen Rundungen. In fließender Bewegung wölbt sich das netzartige Gebilde von der Schulter des Fischers, um dann S-förmig zu seinen Füßen im Wasser zu verschwinden, fast ließe sich ein geblähtes Segel darin erkennen. Auch bei dem halbkreisförmig angelegten Boot kombiniert der gebürtige Wormser runde Formen mit scharfen Kanten, ein Kontrast zu dem bewusst in einem anderen Material gestalteten Körper.

Im „Fischer“ wie auch in vielen anderen Werken Christoph Kappessers zeigt sich die Stärke des Bildhauers: Er schafft harmonisch wirkende, in sich ruhende Figuren, die dennoch nie einen statischen Eindruck vermitteln. Dass dies gelingt, ist Kappessers schwungvoller Linienführung, den gewollten Brüchen und der Kombination unterschiedlicher Werkstoffe zu verdanken, mittels derer der Künstler seinen Figuren Leben einhaucht. So auch bei dem nur wenige Meter entfernt aufgestellten „Masseur“. Wie der „Fischer“ lebt auch diese Plastik vom Wechselspiel aus genauer anatomischer Darstellung und grober Reduktion. Christoph Kappessers Werksammlung war 2005 auch im Rahmen von „Treffpunkt Kunst“ in den Räumen der bauverein AG zu sehen.

 

Fotos: © feedback werbeagentur GmbH, www.manok.de

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