„Gräser“

Wie Speerspitzen ragen Bruno Fegers grünschimmernde Stahlobjekte aus dem Boden, beinahe fühlt sich der Betrachter an zum Fang ausgestreckte Vogelklauen erinnert. Ein Eindruck, der Fegers Intention nicht gerecht wird. Tatsächlich hat sich der 1962 geborene Künstler, der für seine überdimensionierten, aus Stahl gefertigten Plastiken und Schriftzüge berühmt wurde, hier einmal mehr eines natürlichen Motives bedient. Es sind gigantische Gräser, die Feger aus der Rasenfläche heraus wachsen lässt, die riesigen Halme in einem imaginären Wind geneigt. Ein anderer Blickwinkel, und schon entpuppt sich, was auf den ersten Blick als bedrohlich erscheint, als Spielform der Natur.

Immer und immer wieder hat sich Feger in seinem künstlerischen Schaffen an Pflanzen und floralen Vorbildern abgearbeitet, mal sind es Hagebuttenköpfe, die der Künstler auf fragile Stengel pflanzt, mal gigantische Blütenköpfe oder knallrote Kirschen in XXL-Format. Feger, das wird schnell klar, ist fasziniert von der Natur – und steht damit in einer künstlerischen Tradition, die sich quer durch alle Kunstepochen zieht und die von mittelalterlichen Stillleben bis zum Jugendstil mit seiner Vorliebe für florale Motive und üppige Ornamentik reicht.

Bruno Feger lässt sich von der Natur inspirieren. Er holt die Natur in die Kunst und platziert diese wiederum in der Natur. Ein Wechselspiel mit Kontrastwirkung! Denn Kunst, das künstlich vom Mensch Erschaffene, steht zwar im Widerspruch zur scheinbar willkürlichen Ordnung der Natur. Bei Bruno Feger, und das ist die Kunst, jedoch fügt sich selbst kalter, lebloser Stahl harmonisch in die natürliche Umgebung ein.

 

Fotos: © feedback werbeagentur GmbH, www.manok.de

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