„Hundegruppe“

An Ulla Scholls „Hundegruppe“ vorbei zu gehen, ohne einen Blick auf die Plastik der gebürtigen Darmstädterin zu werfen, ist quasi unmöglich. Zu dominant, zu groß und auffällig ist die von Scholl gestaltete, in wildem Gerangel begriffene Hundegruppe. Mehr als 2,50 Meter hoch ist das Kunstwerk mit Sockel – ein Fußgänger erscheint dagegen winzig.

Wie bei einem Schnappschuss hat Ulla Scholl, Jahrgang 1919 und Spross einer bekannten Darmstädter Künstlerfamilie, die Bewegung der vier Tiere festgehalten, ja regelrecht eingefroren. Welch genaue Beobachterin die 2011 verstorbene Ulla Scholl war, zeigt sich an den kleinen Details: Ihre Hunde haben die Ohren angelegt, befinden sich im Zustand höchster Erregung. Die naturgetreue Darstellung ist umso erstaunlicher, als Ulla Scholl sich mit Beton eines Materials bediente, das Detailfreude eher erschwert, denn erleichtert.

Anders als ein Bildhauer, der dem Stein eine Form abtrotzt, muss beim Betonguss schon vor dem eigentlichen Schaffens-, dem Gussprozess, jedes noch so kleine Detail im Kopf durchdacht sein – und das sozusagen in der Negativform. Denn Scholl baute für ihre Plastiken Gerüste, Gussformen, in die später der mit Muschelkalk vermischte Beton floß, um die Positiv­form, das Kunstwerk, zu ergeben. Korrekturen waren da nur in begrenzter Weise möglich.

So wie Ulla Scholl sich ohnehin mit wenigen nachträglichen Eingriffen begnügte: Mal sind die Ecken ihres Werkes gerundet, um das Fließende der Bewegung nachzuahmen, mal hat Scholl die Übergänge bewusst kantig, im Sinne der kubistischen Lehre gestaltet.

 

Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com

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