„Im Gespräch“

Die beiden 1984 von dem Darmstädter Künstler Walter Nass gestalteten Kunstwerke fügen sich perfekt in die Anfang der 1980er Jahre von Rolf Poth entworfene und nach dem Architekten Otto Bartning benannte Wohnanlage in der Bartning- / Esselbornstraße ein. Unter einem Holzdach laden Nass‘ Plastik „Im Gespräch“ wie auch das dahinter liegende „begleitende Mosaik“ zum Innehalten ein. Die entspannt an einem Pfosten lehnende Frau streckt dem Betrachter eine Hand entgegen, mit einem Lächeln im Gesicht und in die Ferne gerichteten Blick scheint sie mitten im Gespräch begriffen und symbolisiert so die nachbarschaftliche Kommunikation, zu der dieses als Quartierstreffpunkt konzipierte Plätzchen einlädt. Charakteristisch für Walter Nass ist hier nicht nur die positive Anmutung der absolut harmonisch erscheinenden Figur, sondern auch die runden Formen seiner weiblichen Plastik, für die ihm – auch das ein Merkmal Nassscher Bildhauerei – seine Ehefrau, die Künstlerin Roswitha von Blumenthal, Modell stand. Wer genauer hinsieht, erkennt, dass die Erzählende ihrer offensichtlichen Reize zum Trotz nur scheinbar nackt ist: Auf der Höhe des Oberschenkels wie auch im Schulterbereich sind Kleidersäume angedeutet.

Begleitet wird die Skulptur von einem aus Keramik und Glas in leuchtenden Gelb- und Blautönen zusammen gesetzten Mosaik, das sich in der direkten Blickachse der Skulptur befindet und hinter ihr an ein niedriges Mäuerchen duckt. Ursprünglich gab es zwei Mosaike, das korrespondierende Gegenstück auf einer gegenüberliegenden Wand, fiel jedoch schon vor Jahren dem Vandalismus zum Opfer. Nass‘ Vorliebe für Mosaike ist an vielen Stellen in Darmstadt zu bewundern, zu den schönsten Werken dieser Gattung aber zählt sicherlich sein bekanntes, aus dem Jahr 1956 stammendes „Reiter“-Mosaik. Die Farben für seine Keramik ließ sich der Künstler übrigens eigens in der Keramikfabrik in Groß-Zimmern anmischen; beim Glas griff er bevorzugt auf Material zurück, das von der für ihre Glaskunst berühmten Insel Murano stammt.

 

Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com

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