Sgrafitto, Mosaik

Nur wenige dünne Striche und ein paar geometrische Formen – aus mehr besteht das Fassaden-Sgraffito von Hermann Tomada nicht. Ein abstraktes Kunstwerk, das vor allem durch seine Schlichtheit besticht und von seiner Formensprache her ganz dem Geschmack der Nachkriegszeit entspricht.

Der Reiz der Reduktion zeigt sich bei längerem Betrachten. Dann nämlich beginnt die Fassadengestaltung des 1907 im Odenwald geborenen Künstlers ein Eigenleben zu entwickeln: Das von Tomada mit viel Gefühl für Balance „komponierte“ Wechselspiel aus Diagonalen, Linien, Rauten und Vierecken wirkt plötzlich nicht mehr flächig, sondern dreidimensional. Wie ein Mobile, aus drei Achsen bestehend, hebt es sich aus der Hauswand heraus. Es zieht den Blick des Betrachters in den Raum.

Schwarz, Ocker, Türkis – wie auch bei den Formen setzt Hermann Tomada, der sich nicht nur in punkto Fassadengestaltungen einen Namen machte, sondern auch im Bereich der Sakralkunst tätig war, auch bei den Farben auf das Prinzip der Reduktion. Er bedient sich dabei eines farblichen Dreiklangs, der typisch für die 50er Jahre ist.

Während sich Ernst Vogel bei seinen „Bauhandwerkern“ am Wilhelminenplatz noch ausschließlich der Sgraffito-Technik bedient, kombiniert Tomada bei dieser Fassade bereits Mosaik mit Sgraffito: Während er die Linien und kleinere Flächen in den Putz gegraben und mit dunkler Farbe ausgefüllt hat, setzt der Künstler bei den größeren Flächen, bei Kuben, Rauten und Quadern, auf eine keramische Füllung, was den plastischen Effekt verstärkt.

 

Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com

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