„Statisch-dynamisches Bündel – Zweipass“

Eine säulenartige, wie gedrechselt wirkende Konstruktion, die ihrer teilweise üppigen Rundungen wegen wage an einen Frauenkörper erinnert – wer Joseph Mössmers im Außenbereich der bauverein-Unternehmenszentrale aufgestellte Plastik „Statisch dynamisches Bündel“ sieht, hat Mühe, mehr als das zu erkennen. Wer freilich um die Begeisterung des Darmstädter Künstlers für die Gotik weiß, dem eröffnet sich ein ganz neuer Blick. Einen Zweipass, also ein in der gotischen Architektur und Kirchenbaukunst häufig verwendetes Ornament aus zwei miteinander verbundenen Kreisen, hat Mössmer seiner Plastik zugrunde gelegt und dieses ins Räumliche transferiert, indem er aus den Grundrissen der Kreise Säulen macht, die sich, wie bei einem gedrechselten Pfeiler, um eine Mittelachse herum in die Höhe winden, einer Spirale gleich. Aus zwei wird so eins, der Formverlauf ist fließend.

Wie in der Gotik üblich, betont auch Mössmer das vertikale Element. Sein Zweipass verjüngt sich spindelartig nach unten und nach oben, er strebt, wie eine gotische Kathedrale, Richtung Himmel – ein Kunstwerk, das Bewegung suggeriert und dem Betrachter von jedem Blickwinkel aus eine neue Perspektive ermöglicht. Charakteristisch für den 1937 geborenen Joseph Mössmer: Seine Skulpturen werden ohne Umweg über eine Skizze oder ein Modell direkt in den marmornen Stein gehauen. Die im Kopf des Künstlers geborene Idee nimmt damit direkt Gestalt an.

 

Fotos: © feedback werbeagentur GmbH, www.manok.de

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