Stehender weiblicher Akt

Wie Fritz Schwarzbecks Akt (Heidelberger Landstraße) oder auch die von Peter Weiss geschaffene nackte Schöne (Kurt-Schumacher-Straße) zählt auch Ulla Scholls Plastik in der Gervinus- / Ecke Darmstraße zu den gelungenen Aktdarstellungen, wie sie in den 50er und 60er Jahren populär waren.

Dennoch unterscheidet sich Scholls „Stehender weiblicher Akt“ deutlich von den selbstbewusst wirkenden, in sich ruhenden Aktdarstellungen ihrer männlichen Kollegen. Ihr „Mädchen“ ist zwar dem Betrachter zugewendet, gleichsam entzieht es sich von Kopf- und Körperhaltung her seiner Betrachtung: Mit schief gelegtem, zur Seite gedrehten Kopf und beinahe schamhaft gesenktem Blick präsentiert sie sich, die Hände schützend über Brust und Körper gelegt, so als wolle sie ihre Nacktheit verbergen.

Wer näher tritt, erkennt, welche Mühe sich Scholl, Spross der berühmten Darmstädter Bildhauerfamilie Scholl, mit der Ausformung des Körpers gab. Das Spielbein ist ganz leicht angehoben, so als sei das Mädchen in graziler Pose inmitten einer Bewegung eingefroren. Ein krasser Gegensatz zu Scholls mitunter wuchtigen Beton-Skulpturen, der zeigt, über welch ungeheuerliche Bandbreite das Werk dieser großartigen Nachkriegskünstlerin verfügt.

 

Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com

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