„Symbolfigur für den Wiederaufbau“
Wie eine überdimensionierte griechische Götterstatue thront Well Habichts „Schreitende“ auf einem aus ungleichmäßig zusammengesetzten Steinplatten bestehenden Sockel, gleichgültig darüber hinwegschreitend, den Blick in weite Ferne gerichtet – ein beinahe kriegerischer Habitus.
Wer den Blick auf das Fundament senkt, entdeckt dort nicht nur ein Datum, das für Darmstädter besondere Bedeutung hat: den 11. September 1944, das Datum der Brandnacht, in der Tausende Darmstädter unter dem Bombenhagel der Alliierten starben oder zumindest ihr Zuhause verloren. Er erkennt auch, dass Habicht für das Fundament echte Trümmerteile verwendete. Der Sockel symbolisiert somit das Fundament für den Aufbruch, auf den Trümmern einer zerstörten Stadt entsteht Neues. Zugleich setzt Habicht mit seiner riesigen Statue denjenigen ein Denkmal, die die Last des Wiederaufbaus auf ihren Schultern trugen: den Trümmerfrauen.
Mag Habichts „Riesin“ ihres starren Blickes und ihrer Größe wegen auch nicht unbedingt als anmutig gelten, so ist sie doch ein Kunstwerk mit Symbolwert, eine Verbeugung vor denen, die so kurz nach Kriegsende die Kraft und die Zuversicht fanden, ein neues Deutschland aufzubauen. Schräg gegenüber, in Blickrichtung der Statue lag übrigens das Atelier des Künstlers.
Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com
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