„Vögel, Fische, Pflanzen“

Kunst am Bau ist häufig dort zu bewundern, wo es große Fassadenflächen zu gestalten galt – eine „Leinwand“ insbesondere für die Künstler, die sich so vor allem in der Nachkriegszeit einer breiten Öffentlichkeit präsentieren konnten. Das von der Staatlichen Majolikamanufaktur Karlsruhe stammende „Vögel, Fische, Pflanzen“ fällt diesbezüglich aus der Reihe. 1956 geschaffen, ziert das bunte Keramik-­Kunstwerk den Torbogen der Heidenreichstraße 41 – einen Ort, an dem man nicht unbedingt ein Kunstwerk erwartet.

Die Künstler der bekannten Majolikamanufaktur Karlsruhe verwandelten 1956 den eher tristen Durchgang in ein aquatisches Motiv: Fische verschiedener Größe, den Mund weit aufgesperrt und mit buntem Schuppengeflecht, scheinen wellenförmig über das Mauerwerk zu gleiten, dazu ein Schwarm Vögel, wie die Fische überwiegend in Blau- und Grüntönen gehalten. Und auch ein paar zierliche Pflänzchen mit filigranem Blattwerk ranken sich auf der Fassade entlang, die Blüten lediglich angedeutet und punktförmig aufgelöst. Ein Natur-Stillleben, das den Elementen Luft, Wasser und Erde huldigt. Ein natürlicher Dreiklang, der eine fast kontemplative Ruhe ausstrahlt.

Interessant ist das keramische Kunstwerk noch aus ganz anderem Grund, denn die 1901 gegründete Karlsruher Manufaktur belebt mit der Majolika oder auch „Fayence“ genannten Technik eine sehr alte kunstgewerbliche Tradition, haucht dieser aber dadurch neues Leben ein, dass sie regelmäßig zeitgenössische Künstler mit der Gestaltung von Unikaten oder Kunstserien beauftragt. Und in genau diesem Kontext ist auch „Vögel, Fische, Pflanzen“ zu sehen, denn in ihrer zeittypischen Farb- und Formensprache ist die Majolika ein Zeugnis für den Kunstgeschmack der Nachkriegsära.

 

Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com

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