Wandmosaik

Mit sechs Szenen hat Ernst Vogel die Fassade des Gebäudes in der Karl- / Ecke Heinrichstraße verziert, ein Bild, das zum Stehenbleiben auffordert, an dieser viel befahrenen Straßenecke jedoch allzu oft keines Blickes gewürdigt wird. Dabei entpuppt sich Vogels Mosaik bei genauerem Hinschauen als filigranes Meisterwerk, in dem sich der Nachkriegskünstler vor dem Leben verbeugt.

Dargestellt ist ein halbes Dutzend, durch zwei vertikale Verstrebungen an der Hauswand wie eingerahmt wirkende Szenen aus dem Alltag: Eine Mutter wiegt ihr Kind im Arm, zwei Menschen im Gespräch, ein sich umarmendes Paar, eine lesende Frau. Auffällig ist der Wechsel zwischen großen und kleinen Mosaiksteinen, die für Dynamik sorgen: Während Vogel für den Rahmen ruhige Beigetöne mit größeren Mosaikplatten verwendet, bestehen die Figuren aus teilweise sehr kleinen Mosaikplättchen. Bei ihrer Darstellung bedient sich Ernst Vogel einer abstrakten Figürlichkeit, die teilweise an Bilder Pablo Picassos erinnert. Gesichter und Körper sind nur angedeutet, lösen sich zu den Rändern hin in geometrische Formen und Farbfelder auf.

Auffällig ist die Mutter-Kind-Szene: Hier deutet Vogel rund um die in sich ruhende, das Kind im Schoß wiegende Mutter einen Schleier an, der der Frau eine madonnenhafte Anmutung verleiht. Verstärkt wird diese beinahe biblisch wirkende Szene dadurch, dass Vogel für den Schleier die Farbe Blau wählt, in der Kirchenkunst die der Jungfrau Maria zugeordnete Farbe.

 

Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com

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