Wandmosaik

Helmut Lander, Hermann Tomada, Ernst Vogel – Mosaiken und Sgraffitos dieser drei großen Nachkriegskünstler sind überall in Darmstadt zu bewundern und zeugen vom Geist der Wiederaufbauzeit. Das Kunstwerk an der Wand des Zwischenbaus im Roquetteweg 4a trägt indes die eindeutige Handschrift des 1970 verstorbenen Ernst Vogel, der sich hier in sieben, aus matt glasierten Keramiksteinen zusammengesetzten Szenen Facetten des Familien- beziehungsweise Landlebens widmet.

Die zum Teil figürlichen, zum Teil ins Abstrakte übergehenden Szenen sind durch vertikale Betonstreben klar voneinander abgegrenzt und bilden so eine Bildfolge, ohne allerdings den Anspruch zu erheben, eine Geschichte zu erzählen. Das großformatige Werk zeigt Bilder aus dem familiären und ländlichen Leben: eine Frau im Feld, ein Kind auf einem Roller, eine Frau mit Korb, Menschen beim Ausbringen der Saat, aber auch einen Mann vor städtischer Kulisse. Was aufgrund seiner Kleinteiligkeit zunächst unruhig wirkt, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als detailreiche Darstellung, in der die Hintergrundgestaltung eine fast ebenso wichtige Rolle spielt wie die Personenzeichnung.

Je länger sich der Betrachter mit Vogels „Mosaik“ auseinandersetzt, desto mehr wird er entdecken. Immer neue Details und Formen treten hervor, gewinnen an Kontur. Nicht immer freilich hat sich der Künstler festgelegt. Lieber überlässt er es der Phantasie des Betrachters, ob dieser in dem rechten, vergleichsweise abstrakten Bild einen blätterlosen Baum erkennt, in der schwarzen Fläche zu Füßen der Frau einen See – oder auch einfach nur einen belanglosen Schatten. Beim siebten Bild indes braucht es einen genauen Blick: Abgebildet ist eine Stadtkarte von Darmstadt, die von Eberstadt und damit vom Süden bis nach Arheilgen im Norden reicht.

 

Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com

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