Wandmosaik
„Unbequem, lästig zu sein, immer zu hinterfragen, quer zu denken, sehe ich als Verpflichtung meiner Generation, der wir ohne Verbitterung und Resignation gerecht werden sollten“ – schrieb Helmut Lander, Jahrgang 1924, anlässlich seines 70. Geburtstags im Katalog der Kunsthalle Darmstadt und fasst damit zusammen, was sein künstlerisches Schaffen prägte.
Während sich viele von Landers späteren Werken mit Unmenschlichkeit, Machtmissbrauch, Gewalt, Terror oder auch Intoleranz auseinandersetzen, sprechen aus seinen frühen Werken häufig noch der ungebremste Optimismus und die Lebensfreude der Nachkriegsära. Auch sein Wandmosaik in der Soderstraße 14 aus dem Jahr 1953 ist im Geist und Stil der Wiederaufbaujahre entstanden. Zu sehen sind darauf Menschen und Pferde in freier Natur. Die Darstellung geht stark ins Abstrakte: Mensch und Tier lösen sich in geometrische Formen auf. Der Eckigkeit von Quadraten, Recht- und Dreiecken setzt Helmut Lander geschwungene Linien und Ovale entgegen – ein spannender Kontrast. Obwohl der 2013 verstorbene Darmstädter Künstler seine Figuren nur grob andeutet und wenig Wert auf eine anatomisch korrekte oder gar detaillierte Darstellung legt, strahlt das aus Keramik und Putz bestehende Mosaik eine erstaunliche Dynamik aus – ein Eindruck, der nicht zuletzt durch das sich aufbäumende Pferd und die schwungvolle Linienführung Landers verstärkt wird. Im Gegensatz dazu geht von den in Zweierpaarungen gruppierten Menschen eine große Ruhe aus: Mal scheinen sie die lediglich durch ein paar Wolken und
Bäume angedeutete Natur, mal einen Ausritt zu Pferde zu genießen. Dass Helmut Lander in seinem Mosaik sehr flächig arbeitet beziehungsweise innerhalb der recht großen Farbflächen zumeist nur einen einzigen Farbton oder eine verwandte Farbgruppe verwendet, statt mit Mosaiksteinen verschiedener Größen und Farben zu arbeiten, trägt dazu bei, dass der Betrachter die dargestellten Szenen als äußerst harmonisch empfindet.
Fotos: © Konrad Hoppe
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