„Ohne Titel“

Wuchtig, archaisch, riesig – Ulla Scholls Skulptur „Ohne Titel“ ist im Gegensatz zu vielen anderen Werken der bekannten Darmstädter Künstlerin weder gegenständlich, noch filigran. Kein Vergleich zu ihrem 1961 erschaffenen „Stehenden weiblichen Akt“ in der Darmstraße oder auch zu ihrer nur wenige hundert Meter entfernten, nicht minder gigantischen Hundegruppe. Und doch zieht das mehr als zwei Meter hohe „Ohne Titel“ den Blick des Betrachters auf sich.

Wie so oft bei Scholl liegt die Schönheit im Detail, denn „Ohne Titel“ ist zwar klotzig, dieser erste, ungerechtfertigte Eindruck wird jedoch zurückgenommen durch die schwungvolle Linienführung der Skulptur. Wie ein in sich gewundenes, nach oben strebendes Band wirkt Scholls Kunstwerk, sogar an Plastiken eines anderen Darmstädter Künstlers, des von Köpfen besessenen Horst Antes, fühlt man sich erinnert.

Wie viel Mühe sich Ulla Scholl mit ihrem Kunstwerk gab, dem sie am Ende den Namen versagte, zeigt zum einen der sorgsam ausbalancierte Mix aus runden Formen und eckigen Kanten, zum anderen die Oberflächenstruktur, bei der sich glatte und raue Flächen abwechseln. Kein rein auf die Haptik abzielendes Detail, sondern eines, mit dem die Künstlerin gekonnt ein spannendes Licht- und Schattenspiel erzeugt, das die Skulptur belebt und – je nach Sonneneinstrahlung – immer wieder anders aussehen lässt.

 

Fotos: © Frank Seifert, www.frank-seifert.com

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